Mannheim in Bildern, Collini Center, Neckarpromenade

Schönheit Mannheim?

Der Kabarettist Frank Goosen hat etwas sehr Treffendes über meine einstige Heimatstadt Bochum gesagt: Schön is dat nicht. Aber meins. Was er damit meint? Eine Stadt muss nicht schön sein, um sie zu lieben. Davon singt auch Herbert „Godfather of Bochum“ Grönemeyer. Ist Mannheim nun eine schöne Stadt? Oder eine hässliche? Einfache Antwort: Sie ist sehenswert, mit all ihren schönen und hässlichen Ecken. Heute, auf dem Weg von der Arbeit nach Hause, hatte ich plötzlich das intensive Bedürfnis, ein bisschen Nicht-Schönheit mit der Kamera festzuhalten. Auslöser war sicher das Collini-Center, das mich in seiner Hässlichkeit jeden Tag etwas sprachlos macht. Hässlich, aber unvergesslich!


Die monumentale Leuchte in der Mitte ist ist es definitiv wert, gerettet zu werden, wenn der Bau eines Tages abgerissen wird. Aber der Rest ist ziemlich trostlos. Ein geschlossenes Schwimmbad. Eine auenlandähnliche Tür, hinter der früher vielleicht einmal Kinder gespielt haben. Eine Kneipe mit schweren schwarzen Balken, an denen dicke Spinnweben hängen und wo schon lange niemand mehr einen Schoppen getrunken hat. Im Foyer liegt ein riesengroßer, unfassbar dreckiger Teppich, der mit einem Schwarz-Weiß-Luftbild der Quadratestadt bedruckt ist. Es sieht abgefahren aus, wenn man über die winzige Neckarbrücke läuft und nur einen Schritt weiter zu Hause ist. Theoretisch.

In der Realität habe ich aber noch ein paar Minuten zu laufen. Und die Realität bietet Gelegenheit für ein paar weitere Fotos. Zum Beispiel die drei Hochhäuser auf der anderen Neckarseite. Es scheint so, als ob die Eigentümer keinen müden Cent mehr in die Instandhaltung stecken. Andererseits liegt der Komplex direkt am Neckarstrand, wo das kilometerlange grüne Ufer zum Spazieren gehen einlädt. In den Bäumen hocken Mannheims berühmte grüne Papageien, jeden Morgen höre ich auf dem Weg zur Arbeit ihr Gekreische. Es berührt mich jedes mal, wenn der quietschgrüne Schwarm über mich hinwegfliegt – ein Hauch brasilianischer Dschungel. Und noch etwas berührt mich auf diesem Weg: Der Duft nach Schokolade. Der gesamte Weg über den Neckar riecht nach Schokolade, wenn der Wind richtig steht! Das macht mich ganz verrückt! Mein Schokoladenkonsum ist extrem angestiegen, seit wir in Mannheim wohnen.

Zurück zu Frank Goosen. Der Bochumer Ureinwohner wird ganz nervös, wenn er mal nicht die Aussicht auf Stahlträger und Schlacke hat. Ganz so schlimm ist es bei mir nicht. Ich mag kleine Bäche, Kühe und Wanderungen durch den Wald, denn auch das war mal meine Heimat – eine 2000-Seelen-Gemeinde am AdW. Aber ich finde auch Industrielandschaften schön. Rauchende Schornsteine. Bunte Graffitis in einer schmuddeligen Unterführung. Und ein Faible für Stahlträger habe ich auch. Schönheit? Die liegt im Auge des Betrachters.

3 Kommentare

  • Daniela

    Hallo Valerie,

    ich habe gerade zufällig Ihren Blog entdeckt und hatte wirklich Spaß beim lesen.
    Da ich selbst ursprünglich aus Mannheim komme, die beschriebene Gegend gut kenne und ansonsten auch schon mehrfach quer durch Deutschland gezogen bin, konnte ich die beschriebenen Gefühlen sehr gut nachvollziehen. Ich packe gerade unser Haus zusammen für einen Umzug von Süddeutschland nach Köln. Im neuen Haus gibt es einen Einbauschrank, der Ihrem Schiebetürenschrank sehr ähnelt. Danke für die detailierte Info bezüglich dem Streichen der Front. Soetwas habe ich gesucht und in ein paar Monaten werde ich es selbst testen.

    Ihnen alles Gute!

    Herzliche Grüße Daniela

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