Namibia Safari Dachzelt

Ein Schisser auf Safari | Mit dem Dachzelt durch die Wildnis von Namibia

Ich bin ein Löwe. Sternzeichen und Aszendent. Vielleicht ist das der Grund, warum ich mich nach Afrika sehne, seit ich klein war. Die sengende Sonne, der heiße Sand der Wüste, die Freiheit, die wilden Tiere, die Weite, die Stille – das alles wünschte sich mein Löwenherz. Ich habe es bekommen. Aber Namibia hat mir auch etwas beigebracht: Tief in meinem Inneren bin ich nicht halb so mutig, wie ich dachte. Sondern ein Schisser.

Die zwei Chaoten und der Professor bauen unsere Dachzelte in der Kalahari auf. Noch sind wir entspannt, aber bald werden wir das Fürchten lernen …

Wir – die zwei Chaoten, der Professor und ich – haben einen Wagen gemietet, um zwei Wochen durch das am dünnsten besiedelte Land südlich der Sahara zu fahren. Nur wir vier, ohne Reisegruppe, low Budget. Zelte auf dem Dach, zwei Reservereifen, Gaskocher, Wasser und sorgfältig ausgewählte Lebensmittel im Kofferraum. Wir ziehen zusammen los, um die Tiere Afrikas in freier Wildbahn zu sehen.

Ich kann kaum fassen, wie einsam und weit das Land ist. Wir begegnen Oryxen, Springböcken und Affen, aber keinen Menschen. Alle halbe Stunde oder Stunde kommt uns auf der rumpeligen Piste ein Auto entgegen, das ebensoviel Staub aufwirbelt wie unseres. Alle fahren mit Licht, die Scheinwerfer leuchten wie Augen in den Staubwolken. Der Staub legt sich, und dann sind wir wieder völlig allein. Diese Umgebung ist völlig anders als alles, was ich kenne. Eine unzugängliche Wildnis aus rotem Sand.

Dann erreichen wir die Bagatelle Kalahari in Mariental. Eine weitläufige Lodge mit Teich, der dicke Karpfen darin lässt sich streicheln. Es gibt einen Pool und kleine Häuschen für die Gäste inmitten einer grünen Oase. Wir essen auf der Holzterrasse zu Abend, die Kellner singen laute namibianische Lieder, und dann wird es dunkel. Verdammt schnell dunkel. Das ist kein Sonnenuntergang, den man einen ganzen Cocktail lang beobachten kann. Es ist ein Sonnenuntergang für einen Shot: Kipp ihn runter, und – zack – ist es dunkel. Trotzdem, wir können nicht hierbleiben, wir übernachten draußen in der Wüste. Immerhin ist unser Zelt schon aufgebaut.

Wir laufen eine Viertelstunde durch die stockfinstere Kalahari zu unserem Platz. Jetzt bloß nicht an etwas Gruseliges denken! Lieber ein Blick in den Himmel. Die Sterne leuchten strahlend hell, die Milchstraße zieht sich über das Firmament, und wir sind ein winziger, unbedeutender Teil davon. Es ist so schön, dass mir fast die Tränen kommen. An unserem Platz kriechen wir in die Schlafsäcke und schlafen augenblicklich ein.

Namibia Safari: Der Professor grillt Marshmallows.
Ein Oryx am Wasserloch.
Die Chaoten am Lagerfeuer.

„The Animals at the waterhole are potentially dangerous“. Hätte ich das Schild mal besser nicht gelesen. Vergangene Nacht in der Kalahari war es windstill, und ich habe keinen Gedanken daran verschwendet. Nun aber fällt es mir wieder ein. Wir sind inzwischen in Sossusvlei am Rande der Namib-Wüste, der Wind rüttelt am Zelt, und ich bekomme kein Auge zu. Die Anderen schnarchen leise vor sich hin. Wie zum Teufel können die schlafen? Der Wind klingt wie Krallen, die an unserer Zeltplane kratzen. Ich drücke von innen gegen das Zeltdach und hätte fast laut aufgeschrien. Da ist ein Tier auf unserem Dach!

Ich flüstere nach nebenan. Die Chaoten sind sofort wach, wissen aber auch nicht weiter. Das sichere Zelt verlassen und nachschauen wollen sie nicht – „sicher“, dass ich nicht lache! Immerhin sind sie nicht starr vor Angst, denn sie haben ja sich: Zwei starke und mutige Frauen. Ich dagegen bin quasi allein. Neben mir liegt der Professor und schläft. Nichts auf der Welt kann meinen Sohn in der Nacht aufwecken, nicht mal ein Raubtier auf dem Dach!

Als der Wind endlich nachlässt, nicke ich endlich ein – und sitze kurz darauf senkrecht im Schlafsack: Plötzlich ist draußen ein Mordskrach. Die Chaoten werden dieses Mal von selber wach. Umrisse. Mehrere Tiere, die sich an unserer Mülltonne zu schaffen machen. Hätte ich doch dieses verdammte Säugetierbuch über Namibia schon durchgelesen! Sind das Hyänen? Schakale?

„Die können keine Leitern hochklettern“, flüstert die Chaotin, die meine Gedanken lesen kann.

Was ist mit Affen, frage ich zurück? Können die Reißverschlüsse aufmachen?

Das war unser Jurassic-Park-Moment: Die Leoparden haben keine Angst vor Menschen und sind deshalb extrem gefährlich. Doppelte Sicherheit in der AfriCat Foundation in Namibia.
Ein Leopard beim Fressen in der AfriCat Foundation.
Geparden im Schutzgehege in der AfriCat Foundation.
Eine Löwin liegt im Schatten am Rande der Salzpfanne von Etosha.
Schakale: Machen Krach in der Nacht und haben mir fast einen Herzinfarkt beschert, sind aber ungefährlich.

Nach ein paar Tagen legt sich in meinem Kopf endlich ein Schalter um. Ich gewöhne mich an die dunklen Nächte, die fremden Geräusche. Ich weiß, dass Schakale überhaupt nicht gefährlich sind. Aber dass der Honigdachs, auf den der Professer in der Nacht am Wasserloch beinahe getreten wäre, sehr wohl hätte angreifen können. Ich habe mich vor den falschen Dingen gefürchtet. Die Angst verschwindet.

Die Elefanten beanspruchen das ganze Wasserloch für sich. Fast hätte ich das Nashorn nicht bemerkt, das unbeweglich wie ein Fels in der Nähe steht und die Elefanten beobachtet. Ein Koloss – und doch wirkt es zierlich gegen die Elefanten, die sich scheinbar absichtlich Zeit lassen. Plötzlich setzt es sich in Bewegung, kommt schnaubend auf die Herde zugerast, die Elefanten weichen respektvoll zur Seite. Dann verschwindet es wieder.

Im Etosha-Park galoppieren Giraffen ein Stück neben unserem Auto her. Ein Elefantenbulle steht allein am Wasserloch. Er döst, aber er kann auch gefährlich werden, und wir sind ganz leise, um ihn nicht zu verärgern. Wir fahren weiter bis zum Rand der Salzpfanne im Herzen von Etosha. Dort liegt, im Schatten eines großen Felsens, eine Löwin. Ganz allein. Wir reichen das Fernglas herum und können uns nicht satt sehen. Wir sehen die Bewegung ihrer Bauchdecke, ihr Atmen, ihren Herzschlag. Mein eigenes kleines Hasenherz hüpft vor Freude. Und ich fühle: Genau jetzt passiert der Moment, von dem ich geträumt habe.

Ein einsamer Elefantenbulle in Etosha.
Eine kotzende Giraffe, kein Witz! Lief ein Stück weit neben unserem Auto her und würgte Sachen hervor …
Birds in Love.
Fahrpause im Etosha-Park – nur an ausgewählten Stellen ist das Aussteigen erlaubt!
Fellpflege unter Zebras.

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