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Skopje: Barocker Balkan-chic

Manchmal habe ich in unserem Städtchen das Gefühl, unter einer Käseglocke zu sitzen: Die immer gleichen Straßen und Cafés, ein Kino, eine Kunstgalerie, ein Irish Pub. Dann brauche ich einfach eine Großstadt. Eine neue, in der ich noch nie war.

„Lass uns nach Skopje fliegen“, meint der, den ich liebe. Wo das ist? In Nordmazedonien. Damit kann ich erstmal nicht so viel anfangen. Irgendwo auf dem Balkan. „Mazedonien ist gut, da war Alexander der Große“, meint der Professor. Er hört gerade „Die kurze Weltgeschichte für junge Leser“ rauf und runter und will am liebsten den ganzen Alexanderfeldzug über Issos und Gaugamela entlangreisen. Also Mazedoniens Hauptstadt Skopje.

Wenige Touristen, moderate Preise, entspannte Einheimische: Skopje ist immer noch ein kleiner Geheimtipp, wenn es um Reiseziele in Europas Hauptstädte geht.

Die 2000 Jahre alte Besiedlungsgeschichte hat ein wechselvolles Stadtbild geschaffen. Innerhalb von wenigen Gehminuten erreicht man in der nordmazedonischen Hauptstadt verschiedene Epochen: Aus der Römischen Zeit das Aquädukt der antiken Stadt Scupi, aus dem Mittelalter byzantinische Kirchen, aus der 500-jährigen Herrschaft der Osmanen zahlreiche Moscheen, Karawansereien, Hamame und Brücken und vom Beginn des 19. Jahrhundert orthodoxe und katholische Gotteshäuser. Da ist sie plötzlich verschwunden, die Käseglocke, und eine fremde Welt eröffnet sich.

Vom Haus der Mutter Teresa ist es nicht weit zur Festung Kale, und überall sieht man Skulpturen und Denkmäler Alexander des Großen. Und ganz plötzlich befindet man sich mitten im Orient, wenn man im Basar-Viertel zwischen den engen Gängen nach köstlich duftenden Gewürzen und bunten Stoffen sucht. So viele Welten in einer Stadt!

Hoch über der Stadt auf dem Hausberg Vodno leuchtet nachts das Millennium Kreuz. Man kann es besichtigen und hat einen tollen Blick auf die Stadt – aber Öffnungszeiten beachten! Wir sind spontan mit dem Sightseeing-Bus hochgefahren und standen vor einer geschlossenen Seilbahn, ohne die vielleicht bedeutendste Attraktion der Stadt aus der Nähe sehen zu können.

Den Matka-Canyon wollten wir erst gar nicht besuchen, weil wir Surfergirl und den Professor schon im Donautal bei uns um die Ecke kaum zum Wandern überreden können. Ist aber laut einheimischer Taxifahrer traumhaft schön – sie haben recht! Ein Stückchen laufen wir in den Canyon herein und entdecken einen Kletterer, der in atemberaubender Geschwindigkeit die steilen Felsen hinaufsprintet, als wäre er eine Bergziege. Das will der Professor gleich nachmachen!

Vor der Heimreise flanieren wir zu viert nochmal über den orientalischen Basar, genießen ein tolles Mittagessen und laufen uns dann die Hacken ab, um für den Professor die perfekte Alexanderstatue in Glas gegossen zu finden. Und dann sitzen wir noch mal in einem Café in einer Gasse. Es gibt frisch gepressten Apfelsaft, streunende Katzen, die Luft ist fast mediterran. Wir alle haben ein glückliches Lächeln im Gesicht.

Skopje hat eigentlich alles, was ich mir für einen Städtetrip wünsche: Architektur, Kunst, Geschichte, einen überraschend großen Zoo, gute Restaurants. Und Kneipen, in denen man einen halben Tag lang Wein trinken und Leute beobachten kann. Wir werden uns wiedersehen!

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